Dr. Jérôme Segal

 

„Die Beschneidung aus jüdisch-humanistischer Perspektive“, Dr. Jérôme Segal, Koordinator eines Doktoratskollegs an der Universität Wien und Assistenzprofessor an der Universität Paris- Sorbonne, Mitglied der israelitischen Kultusgemeinde Wien

 

Wie kann man heutzutage eine humanistische und laizistische Position vertreten, die die ’Zwangsbeschneidung’ ablehnt? 70 Jahre nach der Vernichtung der europäischen Juden, soll es zum Beispiel möglich sein, Reformen im Judentum zu befürworten, und das ohne die jüdische Identität in Gefahr zu bringen. Schon in den 1840er Jahren gab es eine starke jüdische Bewegung, die dieses Ritual ablehnte. Wenn man heute Maimonides, Freud, Herzl oder Kafka liest, versteht man, dass Juden problemlos auf die Bescheidung verzichten können und sollten. Die vielen Vereine und Gruppierungen zur Förderung progressiver und liberaler Ideen, die sich, besonders in den USA und in Israel aber auch in Europa, seit dem Zweiten Weltkrieg entwickelt haben, veranschaulichen, dass die Aufklärung immer noch in Gang ist.